Chronik 100 Jahre GV Thalia - Autorin: Sonja Volger

Thalia - Wie alles begann

 

Gegründet wurde der Verein im Jahre 1919 als Theaterverein. Das erklärt auch den Namen, welchen die Gründungsmitglieder seinerzeit wählten: Thalia – die Muse der Schauspielkunst. 

 

Das Ungewöhnliche an der Gründungsgeschichte ist, dass zum Zeitpunkt der Gründung keines der Gründungsmitglieder volljährig war. Deshalb mussten erst ältere Freunde gewonnen werden, welche die Vorstandsämter besetzten. Gewählt wurde der Vorstand dann am 01. Mai 1919 im Nebenzimmer des „Zähringer Hofes“. Heinrich Eschmann wurde Gründungsvorsitzender, Jakob Hornig 2. Vorsitzender, Michael Ewald Kassierer und Anton Ewald Spielleiter. Im folgenden Jahr wurde Jakob Hornig zum 1. Vorsitzenden gewählt und behielt das Amt für 50 Jahre!

 

In den nächsten Jahren stellte sich heraus, dass die Durchführung von Veranstaltungen allein mit Laienspielern nicht so einfach war wie ursprünglich gedacht. Aus diesem Grunde wurde im Jahre 1923 von 14 sangesfreudigen Mitgliedern die Gesangsabteilung gegründet. Damals war sich allerdings vermutlich noch niemand bewusst, welch weitsichtige Entscheidung man getroffen hatte.

 

Der Schwerpunkt lag in den ersten zehn Jahren auf Freilicht-Aufführungen im Grahampark sowie der Mitwirkung bei Festumzügen und Festen befreundeter Vereine. Das erste große Konzert fand im Jahre 1928 anlässlich des 5-jährigen Bestehens der Gesangsabteilung statt. Darüber hinaus gab es ein großes Stiftungsfest mit Fahnenweihe und Festumzug. Erfolge bei Prädikat- und Wertungssingen, bei Rundfunkauftritten und Konzerten sind ein Beweis für die stetige Weiterentwicklung der Sangestradition. Der Beitritt zum Deutschen und Badischen Sängerbund erfolgte im Jahr 1930.

 

Ab 1927 wurde der Kontakt zu den Vereinsmitgliedern durch die Herausgabe eines Mitteilungsblattes vertieft. Dieser Tradition ist man über viele Jahrzehnte hinweg treu geblieben. 

 

Weitere große Konzerte fanden dann im Jahre 1933 anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Männerchores statt sowie im Jahre 1939 anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Thalia.

 

Ende 1943 mussten die regelmäßigen Chorproben aufgrund des Krieges eingestellt werden. Erst 1946 konnte der Singstundenbetrieb wieder aufgenommen werden. Im Jahre 1949 folgte dann das 30. Stiftungsfest mit einem großen Konzert im Königssaal des Heidelberger Schlosses.

 

Die Gründung des Frauenchores im Jahr 1949 stieß nicht nur auf Zustimmung. Die Tatsache, dass aus den 20 Sängerinnen, die zur ersten Chorprobe erschienen, in den nächsten fünf Jahren ein stattlicher Chor von 60 Sängerinnen wurde, zeigt jedoch, wie zukunftsweisend diese Entscheidung war. Die Öffnung der Thalia-Männergesellschaft hin zur familiären Gemeinschaft war die größte Errungenschaft für das Vereinsleben. 

 

Im Jahr 1950 wurde dann ein Knabenchor gegründet, aus dem der spätere Kinderchor entstand. Dieser war über viele Jahrzehnte ein fester Bestandteil der Thalia.

 

Bereits in den ersten Jahrzehnten der Vereinsgeschichte wurde fast in jedem Jahr ein Konzert gegeben. Darüber hinaus wurden Sängerfeste besucht und es wurde mit guten Erfolgen an Wertungssingen teilgenommen. 

 

Die heute noch jährlich stattfindende Seniorenfeier fand erstmals im Jahre 1957 statt, die erste Winterfeier 1961!

 

Das 50-jährige Jubiläum der Thalia im Jahre 1969 war eines der größten Sängertreffen in Heidelberg. Es fand ein großes Festkonzert statt, ein Festabend sowie ein Ehrensingen, bei welchem 1.800 Sänger aus über 40 Vereinen teilnahmen. 

 

Auch das Freizeitangebot kam nie zu kurz. Ab dem Jahr 1971 wurden 2-jährig die legendären 4-Tages-Fahrten angeboten sowie einmal jährlich ein Tagesausflug der einzelnen Chöre. Ebenfalls zur Traditionsgeschichte der Thalia gehörten die Winterfeier, der Faschingsball, das Maiansingen sowie die Teilnahme am Sommertagsumzug und an der „Hendsemer Kerwe“. Die beiden letzteren Veranstaltungen sind auch heute noch ein fester Bestandteil der Vereinsaktivitäten. Die Winterfeier wurde zwischenzeitlich durch das Frühjahrskonzert sowie den Theaterabend ersetzt.  

 

 

 

Thalia heute

 

In den vergangenen 10 Jahren wurden viele Traditionen der Thalia weitergeführt. Aber natürlich waren auch Veränderungen notwendig, um ein Fortbestehen zu gewährleisten und weiterhin erfolgreich in die Zukunft zu gehen.

 

Im Jahr 2008 gab es einen Umbruch im Vorstand. Ein Großteil des alten Vorstands trat zurück und ein neuer Vorstand wurde gewählt – damals allerdings noch ohne 1. Vorsitzenden. Für diese Position konnte dann im 90-jährigen Jubiläumsjahr Thomas Frank gewonnen werden, der das Amt bis heute ausübt. 

 

Auch zum 90-jährigen Jubiläum gab es wieder ein großes Programm mit Festbankett, Freundschaftssingen und einem Theaterstück. 

 

Die Theatergruppe

Viele Jahre wurde die Theatergruppe von Ruth Wiesbeck sehr erfolgreich geleitet. Nach ihrem Tod übernahm ihr Mann Adolf Wiesbeck, Ehrenvorsitzender der Thalia, diese Aufgabe für einige Jahre. Nachdem dieser seine Tätigkeit als Regisseur niederlegte, übernahm Ludwig Hornig im Jahr 2011 erstmals die Regie. Da viele der ursprünglichen Akteure sich ebenfalls gleichzeitig in den wohlverdienten „Ruhestand“ zurückzogen, bedeutete dies nicht nur einen Wandel innerhalb der Theatergruppe, sondern auch einen Wandel der Schauspielstücke, weg vom Bauerntheater hin zu modernen Komödien.

 

Nach vier erfolgreichen Theaterstücken übergab Ludwig Hornig die Regie an Holger Brause, der mit seiner langjährigen Mitwirkung in der Theatergruppe beste Voraussetzungen mitbrachte. Die Besucherzahlen wachsen stetig und jeder ist gespannt auf das nächste Stück. 

 

Die Vereinsfahne 

Im Jahr 2015 feierte Handschuhsheim sein 1250-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass gab es einen großen Festumzug, bei dem auch die Thalia sehr zahlreich in traditionellen Gewändern mitwirkte. Eigentlich war die Restaurierung unserer Vereinsfahne bis zum 100-jährigen Jubiläum angedacht. Da jedoch erfreulicherweise bereits zahlreiche Spenden zusammengekommen waren, konnte die Restaurierung unserer Vereinsfahne bereits so zeitig erfolgen, dass wir diese auf dem Festumzug präsentieren konnten. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals bei allen Spendern bedanken.

 

Die Chöre

Der Kinderchor hatte ebenfalls eine lange Tradition bei der GV Thalia. Ziel war es immer über den Kinderchor einen Jugendchor aufzubauen, um dadurch die Kinder und Jugendlichen an die Erwachsenenchöre heranzuführen. Nachdem das über viele Jahre gut funktioniert hatte, musste man sich den sich ändernden Interessen der Kinder und Jugendlichen genauso stellen wie der Tatsache, dass viele Schulen selbst gute Schulchöre haben. Aus diesem Grunde mussten wir uns leider dazu entschließen, den Kinderchor aufzulösen.

 

Auch den Männerchor gibt es mittlerweile nicht mehr in seiner ursprünglichen Form. Das fortschreitende Alter, viele krankheitsbedingte Ausfälle sowie Todesfälle haben den Chor auf eine Größe schrumpfen lassen, die eine Mitwirkung bei Konzerten leider nicht mehr ermöglicht. Alle Versuche junge Männer für den Männerchor zu gewinnen sind ohne Erfolg geblieben. Die verbliebenen sangesfreudigen Männer treffen sich jedoch weiterhin zur wöchentlichen Chorprobe und alle zwei Wochen zum gemütlichen Beisammensein nach der Probe.

 

Im Jahr 2013 begannen wir intensiv unser Projekt „Zukunft Thalia“ voranzutreiben. In einem ersten Schritt wurden alle Chorproben auf den gleichen Wochentag verlegt. So konnten für den Frauenchor einige neue Sängerinnen gewonnen werden und der Frauenchor kann in diesem Jahr bereits sein 70-jähriges Jubiläum feiern.

 

Im nächsten Schritt stand die Gründung eines neuen gemischten Chores auf dem Programm. Mit diesem Chor sollten neue Sängerinnen und Sänger gewonnen werden. Eine Arbeitsgruppe hatte sich gebildet. Nachdem der Name ThaCho (Thalia Chor) gefunden war, konnte die Werbetrommel gerührt werden. Im ersten Schritt taten sich einige Sängerinnen und Sänger des Frauen- und Männerchores zusammen und präsentierten bei der Veranstaltung „Singendes Hendesse“ einige Stücke. Danach wurden fleißig Flyer verteilt mit denen für eine Schnupperprobe geworben wurde. Diese fand am 15.07.2013 mit 30 Sängerinnen und Sängern statt. 

 

Nach weiteren Werbeaktionen und Schnupperproben ist der Chor schnell auf eine Größe von 40 Sängerinnen und Sängern angewachsen. Die ersten Auftritte hatte der neue gemischte Chor dann im Jahr 2014 und feiert somit in diesem Jahr sein 5-jähriges Bestehen. Doch auch hier zeigt sich, dass die Männerstimmen unterrepräsentiert sind. Es bleibt also spannend!

 

 

Die Anpassung an die Gegenwart erfordert immer wieder gelebte Neuanfänge. So bleibt es unsere ständige Aufgabe die Anforderungen der Zeit zu erkennen und zu reagieren, um in die nächsten 100 Jahre durchzustarten.

 

Wir freuen uns schon darauf!

 

 

Chronik 90 Jahre GV Thalia - Autor: Jürgen Wiesbeck

Die Gründung im Jahr 1919

Im Nachkriegsjahr 1919 hatten damals vier junge Männer, deren Namen, Jakob Hornig,  Anton Ewald, sowie Karl und Wilhelm Valentin aber heute sicher nur noch den alteingesessenen Handschuhsheimern etwas sagen, die Idee einen Theaterverein aus der Taufe zu heben. Der Name „Thalia“, eine Huldigung an die Muse der Schauspielkunst, ist seither  ein nicht weg zu denkendes Zeugnis dieses Gründungsgedankens. Von der Gründungsidee bis zur tatsächlichen Gründung am 1.Mai 1919 im Nebenzimmer des damaligen „Zähringer Hofes“ selbst jedoch, gab es mancherlei Hindernisse zu überwinden. Gestandene Männer mussten für die neue Idee gewonnen werden, denn keiner der vier Thalia-Begeisterten war volljährig. Heinrich Eschmann wurde deshalb die Ehre zu Teil Gründungsvorsitzender zu sein, Jakob Hornig übernahm dessen Stellvertretung, Michael Ewald die Kassengeschäfte und Anton Ewald  wurde zum Spielleiter der Theater-Akteure bestimmt.

 

Theatertradition

Schon seit den ersten Vereinstagen pflegt deshalb die Thalia den Gründungsgedanken. Zunächst mit Freilichtaufführungen im idyllischen Grahampark, später bei Heimatstücken in der Tiefburg, bei solistischen Musikinszenierungen und heute mit komödiantischen Mehraktern, beweisen die „Theaterspieler“ die ungebrochene Liebe zur Tradition und zur Schauspielkunst. In der Thalia wird das Laienspiel noch immer gelebt. Mit viel Erfolg und Hingabe werden jährlich Theaterstücke zur Thalia-Winterfeier uraufgeführt und gleich mehrfach in der engeren und weiteren Region als Gastspiele wiederholt. Die Laienspielgruppe wird derzeit von Adolf Wiesbeck geleitet, der die Aufgabe nach mehr als zwanzig Jahren Tätigkeit von seiner verstorbenen Frau Ruth übernommen hat - zuvor hatte sie den Regiestab von ihrem Vater Otto Krämer übernommen, der seit dem Kriegsende als Chef der Theatergruppe agiert hatte. Seit vielen Jahrzehnten begleiten Theater-Akteure wie Friedel Ziegler, Adolf Wiesbeck und Christel Burkhard die Aufführungen, ihre Namen stehen für viele „Thalianer“, die irgendwann in den  vergangenen  90 Jahren auf den Brettern die auch in Handschuhsheim die Welt bedeuten.

 

Sängertradition als MGV

Bereits vier Jahre nach der Vereinsgründung waren es 14 sangesfreudige Thalia-Mitglieder, die sich nach entsprechender Initiative zu einer Gesangsabteilung formierten. Den Dirigentenstab schwang erstmals der zu diesem Zeitpunkt unterrichtende Hauptlehrer Albrecht. Die Gründung der Gesangsabteilung, sie war  eine weitereichende Entscheidung, wie die Geschichte der Thalia nach 90 Jahren belegt. Das Sängerleben begann mit ersten Auftritten bei Stiftungsfesten und Jubiläen. Erste zarte Freundschaftsbande zu anderen Gesangvereinen wurden bereits damals geknüpft. Eine dieser Freundschaften, die seit 1924 über alle Höhen und Tiefen gar in einer gegenseitigen Patenschaft hält ist die mit dem „Frohsinn“ aus Spielberg. Vom reinen Theaterverein wechselten Namen und Gesicht schon recht bald zum Männergesangverein. Erste Höhepunkte des „sängerischen“ Neubeginns bewiesen ein großes Chorkonzert zum fünfjährigen Jubiläum der Gesangsabteilung im Jahr 1928 und gipfelten im Stiftungsfest mit entsprechender Fahnenweihe 1929. Erfolge bei zahlreichen Prädikat- und Wertungssingen, bei Rundfunkauftritten und Konzerten von damals bis heute sind Beweis für die kontinuierliche Entwicklung der Sangestradition. Meilensteine der Vereinsgeschichte, wie die Gründungsjubiläen zum 25., 50. Und zuletzt dem 75. Bestehen, beliegt die tiefe Verwurzelung in das kulturelle Leben von Handschuhsheim.  Gerade das 75-jährige Jubiläum mit großem Sängerfest auf der Freizeitanlage am Hellenbach wird vielen noch in Erinnerung sein, für die Thalia und die Handschuhsheimer ein rauschendes Fest über vier Tage, mit Festzelt, mehr als 60 Gastvereinen und einem unvergesslichen „Hendsemer Abend“ bei dem auch zahlreiche nicht singende Handschuhsheimer Vereine sowohl Stimme als auch komödiantisches Entertainment offenbarten!

 

Frauenchortradition 

Zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen, auch gegen oder vor dem  offenkundigen Zeitgeist, bestehen gegen Kritiker, Pessimisten und Traditionalisten, das war für die Verantwortlichen in der Thalia schon immer auch Anspruch fortscheitender Entwicklung. So fiel die Gründung des Frauenchores im Jahr 1949 nicht nur auf wohlwollende Zustimmung. Wie weitblickend aber der Einfluss von damals war belegen die zahlreichen Frauenchorgründungen seit dieser Zeit deutlich und nachhaltig. Mit 20 Sängerinnen startete das junge „Frauen-Kränzchen“ und bereits nach fünf Jahren war neben dem damals stattlichen Männerchor ein Frauenchor mit 60 Sängerinnen entstanden. Eine Zahl die sich mit Schwankungen heute nicht mehr ganz halten lässt und dennoch zählt der Frauenchor auch heute noch zu den großen eigenständigen Chören im Badischen Sängerbund.  Weit mehr als die Sängerzahlen aber wiegen die „sängerischen“ Höhepunkte die auch die Damen in der Thalia-Geschichte vorweisen können. Zahlreiche Auftritte mit außerordentlicher Beachtung, hervorragende Bewertungen bei Punktwertungs- und Prädikatsingen und nicht zuletzt das Konzert des Frauenchores im vergangenen Jahr im Carl-Rottmann-Saal beweist, dass der Frauenchor  mit zur tragenden Säule der Vereinsarbeit geworden ist. Die Umbenennung des Vereins vom MGV zum GV in den frühen 90er Jahren des letzten Jahrhunderts sind mehr als ein Zeichen  an  die mittlerweile eigene Tradition und Verwurzelung in der Thalia.

 

Kinderchortradition

Manch einer, der sich in diesen Tagen mit der Geschichte der Thalia beschäftigt, wird sich in dieser Geschichte selbst wieder finden. Für manchen, der heute „betagt“ die Thalia  begleitet wird seinen Thalia-Eintritt in den 1950ern oder 1960ern wieder entdecken. Dort hat die Kinderchortradition in der Thalia ihren Ursprung. Mit strahlenden Augen entdeckt sich mancher auf alten Kinderchoraufnahmen aus dieser Zeit, erinnert sich an zwar nicht immer klangreinen Hörproben, aber sicher an die Begeisterung mit der jeder Auftritt der Kinder bei Weihnachts- und Altenfeier stürmisch gefeiert wurde. Trotz Einstellung des Kinderchores in den siebziger Jahren muss es wohl diese Begeisterung gewesen sein, die die Glut und die Sehnsucht einen Kinderchor zu haben auch in der Thalia neu angefacht hat.  Seit 2002 hat die Thalia wieder einen Kinderchor, begeisterte, strahlende Nachwuchssänger die es  verstehen das Publikum wie 2004 bei einem eigenen Sommer-Konzert zu verzaubern. Eine Tradition mit Unterbrechung, zu gegeben, aber sicher ohne Widerspruch eine Tradition mit ganz viel Zukunft die derzeit von Alexa Gillmann als Chorleiterin mit viel Engagement mit bestimmt wird.

 

Chorleitertradition

Die Chronik der Thalia würde ihren Anspruch auf Detailgenauigkeit einbüßen, würde die musikalische Fortentwicklung ausgespart bleiben. Insgesamt 10 Dirigenten prägten bisher bei der Thalia das musikalische Chorleben, sicher jeder Chorleiter auf seine, ganz individuelle Art. In der 90-jährigen Vereinsgeschichte verbinden die Namen der Chorleiter verschiedene Zeitepochen. De Grundstein musikalischer Arbeit legte 1923 der Handschuhsheimer Hauptlehrer Eugen Albrecht. Bis 1931 gab er dem jungen Chor den rechten Ton, führte den damaligen Männerchor zu ersten großen Erfolgen. Aus gesundheitlichen Gründen übergab er den Dirigentenstab an seinen Kollegen Hauptlehrer Carl Schmitt, für seine Verdienste verlieh ihm die Thalia den Titel eines Ehrenchormeisters. Drei Jahre zeichnete Carl Schmitt für die Chorarbeit verantwortlich, das erste große Chor- und Solistenkonzert zum zehnjährigen Bestehen der Thalia Gesangsabteilung fiel in diese Ära.  Mit Georg Schön verpflichteten die Thalia-Verantwortlichen 1934 den ersten Musikdirektor. Die beginnende „Gleichschaltung“ bescherte zahlreiche Sängerfestauftritte und im Jahr 1937 ein erstes Rundfunksingen – für viele damals sicher „neumodischer Kram“. Die Kriegswirren stoppten den chorischen Aufschwung als Musikdirektor Schön 1941 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Noch einmal übernahm Ehrenchormeister EugenAlbrecht die Leitung des stark dezimierten Chores, nach zwei weiteren Jahren forderten die Auswirkungen des zweiten Weltkrieges die Einstellung des Singstundenbetriebes. Als 1946 die Thalia-Sänger wieder zur ersten Probe zusammen kamen stand wieder der Ehrenchormeister Eugen Albrecht am Dirigentenpult. Den richtigen Nachfolger fand man im Jahre 1947 in Hans-Joachim Ulm. Im aufstrebenden Nachkriegsdeutschland erlebte der Männerchor einen rasanten Aufschwung. Höhepunkte dieser zeit waren das dreißigste Gründungsfest 1949 im Heidelberger Schloss, die ebenfalls in dieses Jahr datierte Frauenchorgründung und im Folgejahr die Gründung eines Knabenchores durch den Thalia-Sänger Rudi Uthardt. Die Wirtschaftswunderzeit brachte den Thalia-Chören 1953 einen weiteren Chorleiterwechsel. Nach sechs Jahren verließ Hans-Joachim Ulm die Thalia, Rudi Uthardt avisierte vom Sänger zum Thalia-Chorleiter, garantierte in den Folgejahren für hervorragende Leistungen bei zahlreichen Wertungs- und Kritiksingen  Berufliche Gründe zwangen Rudi Uthardt 1962 zur Aufgabe seiner erfolgreichen Arbeit bei der Thalia. Günter Neidlinger übernahm die Chorausbildung, doch schon nach einem halben Jahr folgte er dem Kappellmeisterruf zum Stadttheater Saarbrücken. Der Freude über die Neuverpflichtung von Helmut Rebscher. Bis 1965 setzte er mit den Chören der Thalia musikalische Höhepunkte in der Vereinsgeschichte. Die außerordentliche Qualifikation von Helmut Rebscher unterstrich im Jahr 1965 dessen Berufung zum Leiter der städtischen Musik- und Singschule Ludwigshafen. Die konsequente Fortführung musikalischer Sangestradition gelang mit der Verpflichtung von Musikdirektor Erich Harbarth. Elf Jahre zeugte sein Schaffen mit den Thalia-Chören vom hohen Maß chorischer Musikalität. Das Sängerfest zum 50. Gründungsjubiläum 1969 unter seiner chorischen Leitung und hervorragende Ergebnisse beim Bezirksliedersingen in Eppelheim 1973 belegen diese Kompetenz. 1976 gelang es dem Thalia-Vorstand erneut Helmut Rebscher  für die musikalische Leitung zu gewinnen. Der damals zukunftsweisenden Entscheidung folgten 16 überaus erfolgreiche Jahre mit zahllosen Auftritten bei Punktwertungs- und Prädikatsingen. Herausragende Höhepunkte dieser zeit waren sicherlich das Erringen des Klassenpreises durch den Frauenchor in Peterstal, der Klassensieg des Männerchores in Altenbach 198 und das Erreichen der Tagesbestleitung beim Volksliedersingen des MGV Freundschaft-Eintracht Handschuhsheim. 1992 verabschiedete die Thalia Helmut Rebscher. Aus gesundheitlichen Gründen musste er seine Thalia-Berufung aufgeben. Für seine erfolgreiche Arbeit, aber auch seine freundschaftliche Verbundenheit ernannte ihn die Thalia zum Ehrenchorleiter. Eine neue Chorleiter-Ära begann mit der Verpflichtung von Matthias Hartmann. Nach nur zwei Jahren Tätigkeit gelang unter seiner musikalischen Leitung das bislang größte von der Thalia ausgerichtete Sängerfest zum 75-jährigen Jubiläum auf der Freizeitanlage am Hellenbach. Mehr als 1000 Sänger beteiligten sich an Volksliederwertungs- und Freundschaftssingen und trugen zum vielbeachteten Gelingen bei, überwältigende Erfolge beim Festkonzert mit Opernchören und Arien zum 75.Gründungsfest aber auch die Aufführung der Carmina Burana 1999 in der Friedenskirche schlossen sich an. Die Wiedergründung des Kinder-, später zusätzlich eines Jugendchores  fiel in das Dirigat von Matthias Hartmann. 2006 verließ er auf eigenen Wunsch die Thalia mit Thomas Brost seinem Nachfolger wird der Zukunft eine neue Basis gegeben wie das Frauenchorkonzert im letzten Herbst bewiesen hat und sicher auch die Jubiläumsveranstaltungen zeigen werden.

 

Tradition hat Namen

Untrennbar verbunden mit der langen Geschichte der Thalia und damit auch mit der Geschichte des Stadtteils Handschuhsheim bleiben auch die Namen all derer, die an der Spitze der Thalia als Vorsitzende Verantwortung getragen haben. Nur acht Namen finden sich seit der Gründung auf der Liste der Vereinsvorsitzenden und zieht man von dieser ohnehin schon kurzen Liste die Namen der beiden nur im Gründungsjahr 1919 amtierenden Vorsitzenden Heinrich Eschmann und August Schramm, aber auch den in diesem Jahr neu gewählten Vorsitzenden Thomas Frank ab, so bleiben die Namen von Jakob Hornig, Otto Krämer, Adolf Wiesbeck, Reinhold Hornig und Peter Wiesbeck. Fünf Namen, die für zwei Familien stehen, die fast 90 Jahre die Geschicke der Thalia wesentlich bestimmt, durch gute und weniger gute Jahre begleitet haben.  Allen voran, herausragend sicher, Jakob Hornig. Als Mitbegründer stand er der Thalia über fünf Jahrzehnte vor. Als Motor des Vereinsschiffes, so zeigt es die Chronik, war die Thalia sein Lebenswerk, das er für alle Wegbegleiter unvergesslich durch unermüdlichen Einsatz und kaum vorstellbare Hingabe gepflegt hat. Ihm folgte Otto Krämer, nach dem 2.Weltkireg nach Handschuhsheim gekommen prägte er entscheidend die Laienspieltradition, stand über lange Zeit als zweiter Vorsitzender neben Jakob Hornig der Thalia vor und übernahm nach dessen Abschied den Vorsitz. Ihm folgte der heutige Ehrenvorsitzende Adolf Wiesbeck, der als Schwiegersohn von Otto Krämer zunächst 1974 bis 1986 die Vereinsführung übernahm, das Vereinszepter danach an den Enkel von Jakob Hornig, Reinhold Hornig übergab und nach dessen Ausscheiden 1992  erneut die Geschicke der Thalia in die Hände nahm. Insgesamt 18 Jahre stand der Name Adolf Wiesbeck gleichbedeutend mit dem Namen Thalia, 1998 übergab er die Vereinsführung an seinen Sohn Peter Wiesbeck, der nach 10 Jahren Thalia-Vorsitz im vergangenen Jahr nicht mehr für den Vorsitz kandidierte. Seit Februar 2009 hat die Thalia nach einjähriger Findungsphase einen neuen Vorsitzenden, Thomas Frank, sein Name verrät es nicht, aber die Tradition familiärer Verbundenheit lebt weiter in der Thalia, seine Frau ist die Urenkelin von Jakob Hornig, eine Tradition die bislang die Zukunft immer garantiert hat.

 

Tradition mit Zukunft

Nicht immer erlebte die Sängergemeinschaft in der Thalia nur Höhenflüge. Bewegte Zeiten fordern Höhen und Tiefen. Die Anpassung an die Gegenwart aus 90-jähriger Tradition erfordert immer wieder gelebte Neuanfänge, gibt aber auch Gelegenheit zum Rückblick auf Bewährtes. Die Geschichte der Handschuhsheimer Thalia ist die Geschichte vieler einzelner Menschen unterschiedlichster Verhältnisse mit den verschiedensten An- und Einsichten die sich ganz oberflächlich betrachtet über Theaterspiel und Gesang zusammengefunden haben. Der etwas tiefergehende Blick eines Chronisten aber offenbart manchmal mehr. Der Thalia anzugehören ist eben ein bisschen mehr als nur Gesang und Theater! Vielleicht ist es das gemeinsame Lachen, vielleicht das gemeinsame Erinnern, vielleicht das gemeinsame Fordern oder auch das gemeinsame Feiern - es ist wohl von allem etwas – das einem nicht mehr los lässt von der „Hendsemer Thalia“ - das hat seit 90 Jahren Tradition und war schon immer die Zukunft!